
Ich machte eine entspannte Ausfahrt mit einem Premium Q des niederländischen Herstellers QWIC. Ein E-Bike, das sich wunderbar zum Radeln in der Stadt eignet. Mit einer Portion Eigeninteresse, denn ich kaufe mir für kommendes Frühjahr ein neues E-Bike. Hier meine gesammelten Eindrücke …
Angemerkt: Da sich der Begriff E-Bike gegenüber Pedelec umgangssprachlich durchgesetzt hat, verwende ich ihn auch hier. Gemeint ist ein Fahrrad, das beim Treten – bis zu 25 km/h – elektrisch unterstützt.
QWIC bietet in Österreich derzeit drei Premium E-Bikes für die Stadt (i9, i7, Q – mit hohem oder tiefen Einstieg) und das Atlas (auch fürs Gelände geeignet) an. Positiv: Die Lieferzeiten sind überraschend kurz.
Zwei Kandidaten für mich: Premium i7 und Premium Q
Ich werde mir im Frühjahr nächsten Jahres ein neues E-Bike für die Stadt kaufen und begann da schon mit der Vorauswahl. Einer der möglichen Anbieter ist dabei QWIC. In Frage kommen da gleich zwei Kandidaten (Premium i7 und Premium Q), die meine drei wichtigsten Anforderungen erfüllen: Tiefeinsteiger, Nabenschaltung und Riemenantrieb.

Zuerst machte ich zwei Ausfahrten, um herauszufinden, ob mir das i7 oder das Q mehr zusagt. Und das war ruckzuck geklärt. Das i7 wäre ein wunderbares E-Bike für mich, wenn da nicht das Q wäre. Bei dem passt das Gesamtpaket noch besser. Es ist noch bequemer, die Verarbeitung ist noch präziser, die Verkabelung noch unsichtbarer, die Ausstattung noch hochwertiger, der Rahmen ist aus einem Guss (beim i7 geschweisst) und der Brose-Mittelmotor (beim i7 ist ein etwas “schwächerer” Bafang verbaut) ist allerfeinst. Dafür ist es teurer, aber noch im festgelegten Budget von um die 5.000 Euro herum. Wenn ich auf diese Unterschiede keinen Wert wert legen würde, dann wäre ich mit dem i7 mehr als zufrieden.
So nebenbei: Die Mitstreiter in diesem Bereich (Kalkhoff, Riese & Müller, Specialized) liegen bei den Anschaffungskosten ähnlich.

Da dies geklärt war, begab ich mich mit einem Premium Q auf die Donauinsel, um das E-Bike genauer unter die Lupe zu nehmen. Um herauszufinden, ob es mein künftiges E-Bike werden könnte. Los geht’s.
Der für mich wichtigste Punkt: Ich muss mich am Rad wohlfühlen
Für mich als 60+ ist Fahrkomfort wohl schon der wichtigste Punkt bei einem E-Bike. Ich möchte gemütlich unterwegs sein. Ich möchte eine aufrechtere Haltung beim Radeln einnehmen. Ich möchte eine Federung sowohl an der Vordergabel als auch am Sattel. Ein elegantes Äußeres und eine pipifeine Verarbeitung verstehen sich ohnehin von selbst.
All diese erfüllt das Premium Q. Die sperrbare Luftfederung an der Vordergabel, die gefederte Sattelstütze und der dick gepolsterte Ledersattel (mein Hinterteil bekundete es als bequem) sowie die weichen Ledergriffe sorgten für Komfort. Der Lenker ist mehrfach verstellbar und so konnte ich aufrecht radeln. Als 28″ Bereifung sind Schwalbe Energizer Plus Greenguard (47mm breit, guter Pannenschutz) oben. In einem Satz: Ich war gemütlich und entspannt unterwegs.

Die Verarbeitung des Q ist tadellos und während des Fahrens klapperte und schepperte gar nichts. So stelle ich mir das in diesem Qualitätsbereich vor. Zu beachten ist jedoch das Gewicht des E-Bike, das bei fast 30 Kilogramm liegt. Wahrlich kein Leichtgewicht, wenn man es heben muss.
Angebracht ist ein stabiler Seitenständer, der auch beim schlechterem Untergrund das E-Bike sicher positioniert. Schutzbleche aus Metall über dem Vorder- und Hinterrad halten Wasser und Schmutz ab.
Starker Mittelmotor von Brose mit 90 Nm Drehmoment
Das Premium Q hat einen kraftvollen, leisen, samtweichen Brose Drive-S Mittelmotor eingebaut. Wohl einer der leiwandsten und stärksten Elektromotoren am Markt. Der Antritt ist beeindruckend, denn er schiebt mit 90 Nm Drehmoment an.
Vorhanden sind vier Unterstützungsstufen. Umzuschalten mit zwei Tasten auf der Bedieneinheit. Auf ebener Strecke war ich fast immer mit Stufe 2 unterwegs – ohne mich anzustrengen. Es hätte auch die Stufe 1 gereicht, denn das Treten erfolgt fast von alleine. Wer ohne elektrische Unterstützung fahren will oder muss: Das ist ohne merklichen Widerstand möglich – auch wenn das E-Bike sehr schwer ist.
Praktisch ist die zuschaltbare Gehhilfe für bis zu 6 km/h. Sehr hilfreich, wenn es zum Beispiel bei Stiegen die steileren Rampen hoch soll.
Wartungsarme Nabenschaltung, Kette oder Riemen, hydraulische Scheibenbremsen
Da ich möglichst wenig Wartung am Rad machen will, bevorzuge ich eine Nabenschaltung mit Riemen. Gut geschützt und praktisch wartungsfrei. Das Q besitzt eine Shimano Nexus Nabenschaltung mit acht Gängen sowie einen Gates Riemen (sollte bis zu 25.000 km halten). Wer keinen Riemen haben will, der bekommt das Q auch günstiger mit Kette, die in einem geschlossenen Kettenkasten untergebracht ist.

Da es für eine Nabenschaltung “gesünder” ist, sollte beim Schaltens kurz das Treten unterbrochen werden. Da ich das schon so gewohnt war, lief das ohnehin gleich automatisch ab. Die acht Gänge bräuchte ich den Stadt gar nicht, ich käme auch mit weniger gut aus. Geschaltet wird über einen Drehknopf rechts am Lenker. Jeder Schaltvorgang wird dabei mit einem lauten Klick begleitet.
Ordentlich zupackende hydraulische Scheibenbremsen sind ganz wichtig, denn es gehört ordentlich Gewicht verzögert. Und das erledigen die gut dosierbaren Magura MT4N Bremsen ausgezeichnet.
Entnehmbarer Akku mit zwei Kapazitäten
Beim Akku stehen zwei Kapazitäten zur Wahl: 522 Wh oder 756 Wh. Der Akku ist im Rahmen integriert, er ist versperrt und er lässt sich nach oben (mit einer feschen Lederschlaufe) herausnehmen. Auf der Oberseite des Akkus befindet sich eine Akkuanzeige mit fünf Balken. Mit der mitgelieferten Ladestation (ein sehr schickes Teil) dauert eine Vollladung des Akkus bis zu 2,5 Stunden bzw. bis zu 3,5 Stunden beim größeren Modell. Optional ist ein Reiseladegerät erhältlich, mit dem dann auch direktes Laden möglich ist. Der Akku kann unter idealen Bedingungen etwa 1.000-1.500x vollständig geladen und entladen werden.

Für mich ist ein entnehmbarer Akku eine Voraussetzung. Ich muss das E-Bike nicht direkt zu einer Steckdose bringen – wiegt ja fast 30 Kilogramm. Ich kann den Akku sicherheitshalber mitnehmen, wenn ich das Rad abstelle – ein starker Grund weniger, um das E-Bike zu klauen. Positiv: Die Rahmennummer ist bei QWIC vermerkt und ein Ersatzakku lässt sich nur vom registrierten Eigentümer nachbestellen.
Soll der Akku länger als 30 Tage nicht zum Einsatz kommen, steht in der Ladestation der “Hibernation Mode” bereit. Dabei wird die Ladung des Akkus konstant auf 50% gehalten.

Steht das Rad ein Weilchen herum (z.B. Rast, Pinkelpause, Mittagessen, Plauscherl), so schaltet sich die Elektronik automatisch aus, um nicht unnötig Akkukapazität zu vergeuden.
Welcher der beiden Akkus passt, das ist eine individuelle Entscheidung. Der größere Akku ist schwerer und teurer. Dafür erhöht sich die mögliche Reichweite. Im Handbuch stehen dazu folgende – theoretische – Richtwerte zu möglichen Reichweiten:
• 522 Wh Akku: 90-120 km bei Unterstützungsstufe 1, 40-65 km bei Stufe 4
• 756 Wh Akku: 140-170 km bei Stufe 1, 65-90 km bei Stufe 4
Da die Reichweite von sehr vielen Faktoren (z.B. Gewicht, Stufe, Gelände, …) abhängig ist, lässt sich die nur sehr vage angeben. Ich möchte es daher so formulieren: Der größere Akku wäre für meine Nutzung gar nicht nötig, ich würde ihn aber trotzdem nehmen. So brauche ich ihn weniger oft laden und es stehen ausreichend Reserven bereit.

LCD Bluetooth Konsole und zwei Apps für iPhone / Android
Links am Lenker ist eine kleine Bedieneinheit (LCD Bluetooth Konsole) angebracht. Mit Tasten zum Umschalten der Tretunterstützung, für Ein/Aus, zum Ein-/Ausschalten des Lichts sowie zum Aktivieren der Gehhilfe. Am Bildschirm angezeigt werden u.a. Symbole für Licht / Fehler / Bluetooth, der Akkustand (via fünf Balken), die Unterstützungsstufe sowie die aktuelle Geschwindigkeit oder Reichweite. Vorhanden ist zudem ein USB-Anschluss – z.B. zum Laden eines Smartphones. Das ist aber nur für den “Notfall”, denn es werden maximal 500 mAh abgegeben.

Das Q kann über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden werden. Es stehen zwei Apps bereit:
• Mit der Dashboard-App (für iPhone / für Android) lassen sich Informationen vom E-Bike abrufen und anpassen. Zum Beispiel die zurückgelegten Kilometer, allgemeine Einstellungen, der Zustand des Rads, verbleibende Reichweite in Kilometer oder die Batterieladung. Zudem werde bei Bedarf Updates übertragen.
• In der Service-App (für iPhone / für Android) wird das GPS verwaltet. Mit “Track & Trace” lässt sich im Falle eines Diebstahls das Rad rückverfolgen. Es gibt eine Benachrichtigung, falls das Rad bewegt wird oder umfällt. Es kommt ein Geschwindigkeitsalarm, wenn das Rad mit über 50 km/h unterwegs ist. Es lassen sich Bereiche (“Geo-Fences”) festlegen, damit Benachrichtigung nur außerhalb dieser stattfinden. Zudem werden Einblicke in die Reiseaktivitäten angezeigt.

Wer die Dashboard-App am Smartphone nicht verwenden will, der bekommt optional auch ein mittig platziertes LCD-Display montiert. Die Funktionalitäten sind ident. Ich nehme da die App.
Integriertes GPS und Rahmenschloss fürs Hinterrad
Für mehr Sicherheit ist standardmäßig ein GPS-System integriert. Im ersten Jahr ist die Nutzung kostenlos, danach kann es optional abonniert werden – um 3,50 Euro monatlich. Die Verwaltung erfolgt in der QWIC-App. Ob man GPS kostenpflichtig will oder nicht, das ist eine individuelle Entscheidung.

Fix montiert ist ein ABUS Pro Shield 5850 Rahmenschloss. Dort lässt sich bei Bedarf auch noch direkt eine Kette anstecken. Dieser Schlüssel sperrt dann auch gleich das Akkuschloss.
Helle Beleuchtung und MIK-Gepäckträger
Vorne ist eine Beleuchtung von Bush & Müller (IQ-XS) mit hellen 80 Lux angebracht. Darüber hinaus ist als optischer Hingucker ein immer eingeschaltetes Tageslicht als Q-Logo vorhanden. Das Rücklicht (H.L. SOLO 350) ist unter dem Sattel angebracht.
Montiert ist ein Gepäckträger mit Federklappe und drei Gummistraffern. Da er mit dem MIK-Klicksystem ausgestattet, steht eine schöne Auswahl an Taschen, Körben und Kisten bereit. Zu beachten gilt allerdings: Das Gesamtgewicht (Rad, Zubehör, Fahrer, Beladung) sollte 130 Kilogramm nicht überschreiten.
Anmerkung: Beim Test-Q war der Gepäckträger nicht montiert. Der ist selbstverständlich im Lieferumfang dabei.
QWIC: Rückgaberecht, Garantie und Service
Wer mit dem Kauf eines QWIC E-Bike nicht zufrieden sein sollte, der hat ein 30 Tage Rückgaberecht. Somit ist eine sorgenfreie Anschaffung möglich. Passt alles, so werden fünf Jahre Garantie gegeben. Bei Problemen kommt ein mobiler Servicepartner zum Kunden oder es wird ein Termin in der Umgebung vereinbart.
Inkludiert sind drei – für die Garantie verpflichtende – Gratis-Wartungen: Das erste Service erfolgt zwischen 250-400 km oder nach drei Monaten – was früher eintritt. Die beiden anderen Services sind jeweils nach weiteren 1.500 km zu machen.
QWIC Premium Q E-Bike – zusammengefasst
Das Premium Q ist aus meiner Sicht ein elegantes E-Bike. Kantig, puristisch, stylish, sportlich und mit hohem Wohlfühlfaktor. Ich hatte auf der 60 Kilometer langen Testfahrt fast immer ein Lächeln im Gesicht. Und ich konnte danach nicht einmal einen relevanten Punkt aufzählen, der mich stört(e).
Update 10/22: QWIC hat in Österreich massiv umgestellt. Das eigene Competence Center wurde per sofort geschlossen und der Vertrieb wird künftig über Händler organisiert. Das hat auch Auswirkung auf meine Kaufentscheidung. Sah ich mich schon nächstes Jahr am Premium Q radeln, so wird es nun doch ein anderes E-Bike. Denn mein Vertrauen in QWIC ist weg. Ich will nicht warten, bis die Händler aufgestellt sind und bis ich dann einen Händler meines Vertrauens gewinne. Somit ist das Premium Q leider abgehakt.