
Wir sind gerne in Bayern und sehen uns dort Städte an, die wir noch nicht kennen. Jetzt war Würzburg an der Reihe. Mit jeder Menge fränkischer Spezialitäten und einigen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten …
Ich möchte einleitend einen Punkt anmerken, der uns vor der Buchung beschäftigte: Ist es ob des Kriegs in der Ukraine überhaupt vertretbar, solch eine Reise zu genießen? Für uns war die Antwort ein Ja. Denn es ist eine wohltuende Ablenkung. Und Ablenkung bedeutet nicht, die Augen vor dieser katastrophalen Situation zu verschließen!
Angereist sind meine Frau und ich gemütlich 1. Klasse (im 6er-Abteil Ruhezone) in einem ICE der Deutschen Bahn. Abfahrt war montags pünktlich um 9:15 Uhr vom Wiener Hauptbahnhof. Daheim brühte ich uns noch frisch eine Kanne Filterkaffee auf, Süsses dazu nahmen wir uns vom Bahnhof mit. Ankunft in Würzburg war dann um über 40 Minuten verspätet (Grenzkontrolle in Passau, Gleisschaden) um ungefähr 15 Uhr. Übernachtet haben wir im Privathotel Würzburger Hof – zentral gelegen und unweit des Bahnhofs. Die Rückfahrt war dann am Mittwoch – mit fast einstündiger Verspätung wegen Reparatur an einem Signal, Umleitung und technischem Gebrechen – um etwa 14:30 Uhr.
Frühstück im Brückenbäck Caféhaus und Wunschlos Glücklich Café
Das Brückenbäck Caféhaus befindet sich in der Zeller Straße 2, gleich bei der Mainbrücke. Bei Schönwetter stehen ein paar Plätze im Freien bereit. Schöne Aussicht inklusive. Wir bestellten uns zwei Cappuccino grande, zweimal frisch gepressten Orangensaft, zwei Croissant aus dem Backofen, eine Frühstücks Bowl und Shakshuka. Ein perfekter Start in den Tag, denn nach dem Frühstück erklommen wir die Festung Marienberg.

Das Wunschlos Glücklich Café ist im Hinterhof der Bronnbachergasse 22R zu finden. Ein wunderschöner Ort – nicht nur zum Frühstück – mit Wohnzimmer-Atmosphäre. Bei Schönwetter lockt der Gastgarten. Super!
Wir bestellten Kaffee, frisch gepressten Orangensaft, ein Omelette mit Lachs, Kirschtomaten, Rucola und Ciabatta sowie die Frühstückskreation “Das Blaue vom Himmel – hausgebackene warme Zimtschnecke, Joghurt mit frischen Früchten, warmes mit Schinken und Käse belegtes Croissant, hausgemachtes Bircher Müsli.

Essen und Trinken – Schäufele + Hofbräu vom Holzfass, Sauerbraten, Brückenschoppen, Geknickte, Brezn und Kaffee
Immer wenn wir in Franken sind, dann gehört ein Schäufele auf den Tisch. Das ist eine kräftig gewürzte Schweinsschulter mit knusprigem Schwartl, die zuerst angebraten und dann im Ofen mit einer Biersoße gebacken wird. Serviert mit Kartoffelkloß und Blaukraut. Wir genossen es im Brauereigasthof Alter Kranen am Kranenkai 1. Da Prachtwetter war, nahmen wird im sonnigen Biergarten mit Blick auf den Main Platz.

Täglich wird im Lokal um 17 Uhr ein Holzfass des typisch feinherben Würzburger Hofbräu Pils angestochen. Das zapffrische Bier mit feiner Hopfennote wird dann im 0,5l-Tonkrug (von den Einheimischen als “Seidla” bezeichnet) serviert – bis 19 Uhr in der Happy Hour um 3,30 Euro solange der Vorrat reicht. Schmeckte beides herrlich.

Wer Fisch mag, der sollte unbedingt Meefischli beim Main-Kutter am Mainkai essen. Eine uralte, traditionelle Speise. Kleinfische (Lauben, Rotaugen, Rotfedern) kommen fangfrisch aus dem Main, werden geschuppt und ausgenommen, mit Zitronensaft eingerieben, mit Gewürzen und Semmelbröseln behandelt und danach knusprig herausgebacken. Sie werden gleich im Ganzen gegessen – mit Erdäpfelsalat und Weißbrot. Leider war das bei unserem Besuch noch nicht möglich – schade!

Die Kaffee Manufaktur in der Spiegelstraße 19 ist eine leiwande Rösterei, wo täglich frisch geröstet wird. Kaffee und Kuchen lassen sich drinnen und draussen genießen. Wer mag, der kann sich gleich Bohnen (viele unterschiedliche Sorten) mitnehmen. Wir bestellten uns zum Kaffee hausgemachten Kuchen (Rhabarber und Dinkel).

Eine weitere Spezialität der Region teilten wir uns abends im urgemütlichem Restaurant Backöfele in der Ursulinergasse 2: Einen fränkischen Sauerbraten. In kräftiger, mit Lebkuchen verfeinerter Soße und dazu handgerollte Kartoffelklöße sowie Blaukraut. Als gesünderen Kontrast bestellten wir einen lauwarmen grünen Spargelsalat. Und vorweg eine Leberklössles Suppe mit Schwimmerle.
Zum Anstossen genossen wir einen Rieslingsekt mit fränkischem Weinbergpfirsichlikör und einen Secco Saignée vom Weingut am Stein.

Traditionell und beliebt ist das Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke. Getrunken wird ein Viertel Frankenwein (trockener Weißwein aus der bauchigen Flasche) – und dabei lässt sich die wunderschöne Aussicht von der Brücke genießen. Wenn man die Geduld aufbringt, sich – meistens – in einer langen Schlange anzustellen.

Bei Fred Café in der Herzogenstraße 4 tranken wir nachmittags einen Cold Brew Coffee und eine heiße Schokolade mit Marshmellows. Leider war draußen kein Platz frei, aber dafür waren wir drinnen ganz alleine.

Der Kissinger ist ein traditionelles Gebäck aus Plunderteig, das mit Marillenmarmelade oder Haselnusscreme gefüllt ist. Namensgebend ist der Kurort Bad Kissingen.

Die Würzburger Bratwurst wird stilgerecht als “Geknickte” (einmal durchgebrochen) “mit” (mittelscharfer Senf) im “Kipf” (Brötchen) bestellt. Wir besuchten dafür den beliebten Knüpfing Bratwurststand an der überdachten Marktzeile auf dem Unteren Markt. Tolle Marktatmosphäre.

So nebenbei: Wir kennen ja solch Vokabular aus Wien – zum Beispiel “Eitrige” (Käsekreiner), “Bugl” (Scherzerl Brot), “Krokodü” (Essiggurkerl), “G’schissener” (Kremser Senf), “G’spiebener” (süßer Senf), “Glasaug” (Perlzwiebel), “Oaschpfeiferl” (scharfe Pfefferoni), “16er Blech” (Dose Ottakringer Bier) oder “Hüsn” (Dosenbier). Immer wieder erhellend.

Als Tipp bekamen wir noch vier weitere Lokale mit auf den Weg: Das Wirtshaus Lämmle am Marienplatz 5, das Restaurant + Weinhaus Zum Stachel (uralt) in der Gressengasse 1, die Weinstube Maulaffenbäck in der Maulhardgasse 9 und das Tilman’s Steakhaus in der Franziskanergasse 1a (im historischen Tilman Riemenschneider Haus aus dem 10. Jahrhundert).

Wer Eis mag, hier zwei beliebte Möglichkeiten: das Casa in der Hofstraße 18 (die kurze Fußgängerzone vor der Residenz) und Eiscafe Fontana vor der alten Mainbrücke. Immer wenn wir vorbeikamen, war es voll und rundherum wurde geschleckt.
Für die Heimfahrt nahmen wir uns noch bei den BreznBub’n in der Herzogenstraße 11 frische Brezn mit. Gefüllt mit Leberkäs (dazu süsser Senf), mit Emmentaler und mit Tomaten / Mozzarella. Köstlich.

Weltkulturerbe Residenz, Festung Marienberg und Nachtwächter-Spaziergang

Am Programm standen selbstverständlich auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die beiden Höhepunkte:
• Festung Marienberg mit dem Fürstengarten und dem Museum für Franken. Eine beeindruckende Anlage mit einem schönen Blick auf die Stadt. Wir spazierten über die Tellsteige (viele Stufen – ca. 25 Minuten) hinauf und gemütlich via Weinwanderweg (ca. 40 Minuten) retour. Muss man gesehen haben.

• Weltkulturerbe Residenz: Ein großes Gebäude mit einer barocken Gartenanlage. Beides sehenswert. Kaum zu glauben, wenn man sich die Fotos nach der Fast-Zerstörung 1945 ansieht. Der Eintritt kostete 9 Euro pro Person. Auf Wunsch kann man auch an einer Führung teilnehmen – was wir nicht machten.

Was wir uns in Würzburg noch ansahen, das waren zum Beispiel der Marktplatz, das Falkenhaus, den romanischen Dom St. Kilian, den Alter Kranen, den Vierröhrenbrunnen, das Rathaus, das Juliusspital (das zweitgrößte Weingut in Deutschland), die Alte Mainbrücke sowie die Mainpromenade. So nebenbei: In Würzburg gibt’s mehr als 50 Kirchen.

Da das Wetter passte, nahmen wir abends an der einstündigen Nachtwächter-Tour teil. Start war um 20 Uhr beim Vierröhrenbrunnen. Ein unterhaltsamer Spaziergang durch die Würzburger Innenstadt – mit Erzählungen in fränkischer Mundart. Kostete 10 Euro pro Person. War informativ und taugte uns.

Kulinarik-Reise nach Würzburg – zusammengefasst
Es war eine tolle Kulinarikreise. Viel gesehen und die Kulinarik in vollen Zügen genossen.